Im saarländischen Bildungsministerium wurden die Ergebnisse einer Mehrsprachigkeits-Tagung in Form von Empfehlungen überreicht, die das Sprachenlernen an saarländischen Schulen verbessern und intensivieren sollen.
Im Umfeld des Deutsch-Französischen Tages 2019 war das an der Universität des Saarlandes entstandene SPRACHENKONZEPT SAARLAND 2019 im Bildungsministerium der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Um die Mehrsprachigkeit und das schulische Sprachenlernen im Saarland in Zukunft voranzubringen, wurden im Konzept dem Bildungsministerium und der Landesregierung eine Fülle von Maßnahmen zur Umsetzung empfohlen.
Zur Begleitung und Unterstützung der Umsetzung dieser Maßnahmen führten der Sprachenrat Saar und der Lehrstuhl für Romanische Sprachwissenschaft der Universität des Saarlandes daraufhin in Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM) im Januar 2020 die Tagung „Sprachenkonzept – Mehrsprachigkeit – Frankreichstrategie. Ergebnisse und Perspektiven“ durch. Mehr als 80 Bürgerinnen und Bürger, darunter viele Lehrkräfte, debattierten in fünf Ateliers Empfehlungen zu verschiedenen Aspekten der Mehrsprachigkeit. Beiträge zur Tagung lieferten außerdem die Bildungsministerin, ihr Staatssekretär ebenso wie die damalige französische Generalkonsulin und ein Vertreter der französischen Botschaft in Berlin.
Im Rahmen eines einstündigen Empfangs durch Ministerin Streichert-Clivot am 18. September 2020 wurden nun die Berichte mit den entsprechenden Empfehlungen aus den Ateliers überreicht und bezüglich besonderer aktueller Herausforderungen kommentiert.
Prof. Dr. Stefanie Haberzettl, stellvertretende Vorsitzende des Sprachenrates Saar und Inhaberin des Lehrstuhles für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache an der UdS, äußerte sich sehr positiv zur Entwicklung des Herkunftssprachenunterrichts an saarländischen Schulen, mahnte aber eine stärkere Integration der Lehrkräfte in die Kollegien an. Außerdem sei besonders wichtig, das Prinzip des sprachsensiblen Unterrichts in der Breite umzusetzen, damit nicht mehr nur den DaZ-Förderlehrkräften oder den Deutschlehrerinnen und -lehrern die Verantwortung für die Vermittlung der deutschen Bildungssprache auferlegt würde, sondern der fächerübergreifende Sprachbildungsauftrag der Schule tatsächlich in der notwendigen Breite umgesetzt würde. Dies käme allen Kindern und Jugendlichen zugute, unabhängig davon, ob Deutsch ihre Muttersprache oder eine Zweitsprache ist.
Dr. Christina Reissner, Leiterin der Abteilung Frühes Sprachenlernen vom Lehrstuhl für Romanische Sprachwissenschaft an der UdS, sprach sich für die baldige Umsetzung der im Sprachenkonzept beschriebenen grundlegenden organisatorischen und didaktischen Reform des Französischunterrichts in der Grundschule aus, die auch dessen Harmonisierung umfassen – alle Schülerinnen und Schüler sollen demnach Französisch ab Klasse 1 lernen. Auch sollte schnellstmöglich grünes Licht gegeben werden für die gemeinsame saarländisch-lothringische Ausbildung von Grundschullehrkräften im Rahmen des Projektes BIPRIMAR.
Prof. Dr. Claudia Polzin-Haumann, Inhaberin des Lehrstuhles für Romanische Sprachwissenschaft an der UdS, sprach sich für eine sehr viel stärkere Vernetzung des Sprachenlernens an den weiterführenden Schulen aus. Wenn das Saarland sein ambitioniertes Ziel umsetzen wolle, „Modellregion für Mehrsprachigkeit“ zu werden, bedürfe es eines passgenauen Konzepts im Einklang mit den europäischen Leitlinien und aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. An der Gemeinschaftsschule (Sprachkurs, Modellversuch mit zwei Eingangsfremdsprachen) seien bereits innovative Formate des Sprachenlernens vorhanden, die wichtige Impulse für ein umfassendes Konzept liefern können. Die vom Bildungsministerium gewünschte wissenschaftliche Begleitung solle daher sobald wie möglich umgesetzt werden.
Joachim Mohr, Ministerialrat und langjähriger Sprachen- und Austauschreferent des Bildungsministeriums, schlug angesichts der in den letzten Jahren zurückgehenden und mit der Corona-Krise praktisch zum Erliegen gekommenen Zahl der internationalen Schülerbegegnungen vor, dass auf der Grundlage einer schon jetzt zu ergreifenden Initiative der Schulbehörden in Saarbrücken und Nancy für das nächste Schuljahr eine saarländisch-lothringische Partnerbörse vorbereitet wird. Gleichzeitig solle das Bildungsministerium die Zeit nutzen, um in den letzten Jahren neu entstandene bürokratische Hürden für den internationalen Austausch zu beseitigen und damit in Zukunft möglichst vielen Lernenden an saarländischen Schulen solche Austausche zu ermöglichen.
Wilfried Schmidt, Vorsitzender des Sprachenrates Saar, unterstrich das große Interesse seiner Organisation an der Weiterentwicklung der Frankreichstrategie und der Mehrsprachigkeit im Saarland. „Der Sprachenrat Saar ist von der großen Bedeutung des Sprachenkonzeptes und der Frankreichstrategie überzeugt. Wir sind sehr dankbar, gemeinsam mit unseren Partnern an der Universität und dem Landesinstitut für Pädagogik und Medien hier in eine Richtung zu arbeiten. Bildungsministerin Streichert-Clivot danken wir für das freundlich-konstruktive Gespräch und sichern ihr gerne die weitere Unterstützung und Beratung bei der Umsetzung qualitätssteigernder Maßnahmen zu.“ Hierzu gehöre auch die Organisation einer weiteren Bilanz- und Perspektivtagung zur Mehrsprachigkeit, die im Januar 2022 stattfinden solle.
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Die Berichte und Empfehlungen der Ateliers können Sie untenstehend herunterladen.