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Erste Stellungnahme des Vorstandes des Sprachenrats zum Sprachenkonzept der Universität des Saarlandes und des saarländischen Bildungsministeriums

Selbstverständlich kann der Sprachenrat Saar diese höchst differenzierte Bestandsaufnahme, Analyse und Maßnahmendiskussion insgesamt nur gut finden.

Aus der Sicht des Sprachenrats sind einige Einzelpunkte besonders hervorzuheben:

  • Positiv ist der Wille zu weiteren Planungen im Bereich ‚Deutsch als Zweitsprache‘ zu bewerten.
  • Geradezu vorbildlich erschienen die Zielstellungen für den Unterricht in den Herkunftssprachen Italienisch, Türkisch, Russisch und Arabisch, wenn auch noch nicht deutlich wird, wann, mit welchem Lehrkräften und auf welchem Niveau eine herkunftssprachliche Alphabetisierung in der ersten Grundschulklasse wirklich flächendeckend angeboten werden wird.
  • Die Ausführungen zur Digitalisierung bleiben relativ unbestimmt. Hier ist Explorationsbedarf.
  • Bezogen auf die Frankreichstrategie wird sehr klar die Forderung erhoben, dass Französisch endlich für alle Schüler/innen Pflichtfach wird, und dafür, wie auch für den bilingualen Sachunterricht, das nötige Lehrpersonal bereitgestellt wird. Dies unterstützt der Sprachenrat ausdrücklich.
  • Der Sprachenrat sieht kritisch, dass Kitas mit 1 (einer) frankophonen Erzieherin bilingual genannt werden. Ein Fortschritt wäre, wenn wenigstens punktuell in grenznahen Kommunen einige wirklich bilinguale Kitas eingerichtet werden: Erzieherinnen und Kinder 50 % deutsch, 50 % französisch.
  • Der Sprachenrat bekräftigt ausdrücklich die Position, dass Englisch und Französisch nicht alternativ zu sehen sind, sondern komplementär, und dass die Sprachenfolge (erst Französisch, dann Englisch) nur fremdsprachendidaktisch begründet ist.
  • Der Sprachenrat schließt sich der Auffassung des Sprachenkonzepts zur ‚Internationalen Schule’ zu 100 % an: keine Großgründung, sondern ‚minimalinvasive‘ Ergänzungen in bestehenden Schulen.

Das Sprachenkonzept konstatiert an einigen Stellen Probleme, die auch der Sprachenrat sieht:

1. Der Terminus ‚Verkehrssprache‘ ist in der Öffentlichkeit diffus. Damit, und mit der Meinung vieler Eltern, Englisch müsse wie in anderen Bundesländern die erste (und dominante) Fremdsprache sein, hängt zusammen, dass das Ziel, Französisch soll zweite Verkehrssprache werden, vielfach auf Unverständnis und Ablehnung stößt.

2. Es ist angesichts der Grenznähe eigentlich unfassbar, dass zwischen saarländischen und französischen Schülern so wenig Kontakt besteht, so wenig Austausch, Partnerschaften etc.

3. Französisch ist, trotz einiger Versuche, in der Öffentlichkeit und vor allem in den Medien viel zu wenig präsent. Dass das Sprachenkonzept französischsprachige Beiträge mit deutschen Untertiteln in TV-Regionalsendungen fordert, ist ja schön. Aber warum fordert es nicht französische Untertitel bei ALLEN TV-Beiträgen des SR?

Diese drei Punkte illustrieren, dass eine seit 5 Jahren erhobene Forderung des Sprachenrats weiterhin notwendig ist: wir brauchen eine Machbarkeitsstudie über die Implementation des Französischen als 2. Verkehrssprache (und nicht nur eine „Wissenschaftliche Untersuchung des Französischen an Grundschulen“), die Probleme und Widerstände genau analysiert, Überzeugungsstrategien entwickelt und vor allem nach Interventionsmöglichkeiten auch außerhalb des Bildungssystems sucht.