7. SFT - Sprachenrat Saar: Internationales Deutsches Symposium

Saarbrücken 1. November 2025

„Was für ein schöner Tag, wenn Engel reisen“, eröffnete Prof. Dr. Thomas Tinnefeld, Vorsitzender des Sprachenrats Saar, die deutsche Sektion der 7. Saarbrücker Fremdsprachentagung im Festsaal des Rathauses St. Johann, die in Form eines Symposiums stattfand. Für Forscher und Lehrende aus fast allen Kontinenten hatte die Stadt symbolisch einen roten Teppich ausgelegt.

Das internationale Symposium „Deutsch lehren und lernen international – dynamische Perspektiven & aktuelle Entwicklungen“, organisiert vom Sprachenrat Saar in Kooperation mit der htw saar unter der Leitung von Professor Tinnefeld, bot ein hochkarätiges Forum für den Austausch über die Zukunft des Deutschlernens. Die Veranstaltung wurde live gestreamt, was eine weltweite Teilnahme daran ermöglichte.

 

Foto: Sprachenrat Saar

 

Deutsch lehren und lernen international – dynamische Perspektiven & aktuelle Entwicklungen

Eröffnung des Symposiums durch Prof. Dr. Thomas Tinnefeld, Vorsitzender des Sprachrats Saar

29. Oktober 2025

Das Saarbrücker Rathaus: Ein europäischer Ort des Dialogs

Den feierlichen Rahmen für den internationalen Austausch bot der Festsaal des Rathauses St. Johann, in dem Oberbürgermeister Uwe Conradt, Schirmherr der Veranstaltung, die Gäste begrüßte.

 

Begrüßung und Ansprache von Herrn Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Saarbrücken, Uwe Conradt

Foto: Sprachenrat Saar

 

Herr Conradt betonte die besondere Bedeutung des Symposiums für die Stadt Saarbrücken und sagte:

„Sie haben vielleicht gesehen, wer häufiger Besucher bei uns im Rat ist – wir haben extra für Sie einen roten Teppich ausgelegt. Insofern zeigt das noch einmal, wie wichtig uns auch diese Tagung ist.“

Anschließend hob er Saarbrückens historische und kulturelle Rolle als Ort der Begegnung zwischen dem germanischen und dem romanischen Sprachraum hervor und unterstrich die verbindende Kraft der deutschen Sprache in einer vielfältigen Stadtgesellschaft:

„Sprache verbindet. Wenn diese Sprache Deutsch ist und mit vielen positiven Eindrücken angereichert wird, dann wird das uns helfen.“

Im Anschluss an seine Begrüßung entstand ein Gruppenfoto mit allen anwesenden Vortragenden.

Gruppenfoto mit Herrn Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Saarbrücken, Uwe Conradt, und den anwesenden Vortragenden / Foto: Sprachenrat Saar

Video-Grußworte: Inspiration von Gründern und Partnern

Ein besonderer Höhepunkt waren die drei Video-Grußworte, die digital eingebunden wurden. Zunächst wandte sich Prof. Dr. Albert Raasch, Gründer des Sprachenrats Saar und emeritierter Lehrstuhlinhaber für Angewandte Linguistik an der Universität des Saarlandes, an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Sein Appell an die internationale Gemeinschaft unterstrich die Bedeutung von Austausch, Kooperation und Kontinuität in der Sprachlehre eindrucksvoll.

 

 

 

 

Video-Grußwort von Prof. Dr. Albert Raasch, Gründer des Sprachenrats Saar
Foto: Sprachenra Saar

Es folgte eine Video-Botschaft von Frau Prof. Dr. Eva Martha Eckkrammer, Präsidentin der Deutsch-Französischen Hochschule und Präsidentin der Universität Trier. Sie hob die globale Bedeutung der deutschen Sprache hervor und betonte die Notwendigkeit, Deutsch als Medium für den internationalen Dialog zu öffnen.

Abschließend wandte sich Prof. Dr. Thomas Bousonville, Vizepräsident der htw saar für Studium, Internationales und Nachhaltigkeit, an das Publikum. Er betonte die praktische Relevanz von Deutschkenntnissen für den Studienerfolg internationaler Studierender und die Verantwortung der Hochschulen, Spracherwerb gezielt zu fördern.


Internationales Deutsches Symposium:

Deutsch lehren und lernen international –
dynamische Perspektiven & aktuelle Entwicklungen

29. Oktober 2025, Saarbrücken


Internationale Perspektiven: Impulse vom Amerika bis nach Asien

Das Symposium bot einen globalen Überblick über aktuelle Entwicklungen im internationalen Deutschlernen und -lehren. Die Themen reichten von technologischen Innovationen bis zu strukturellen Herausforderungen.

Die Rolle der Technologie im Sprachunterricht stand im Mittelpunkt des Hauptvortrags von Prof. Dr. Per Urlaub vom Massachusetts Institute of Technology (MIT, USA). Unter dem Titel „Future Imperfect: unreife Technologien im Sprachunterricht“ analysierte er die Zusammenarbeit von Mensch und KI. Mit der Analogie des „Zentauren-Schachs“ – bei dem Mensch-Computer-Teams selbst die leistungsstärksten Schachcomputer schlagen – illustrierte er die Überlegenheit der Kooperation. 

Hauptvortragender - Prof. Dr. Per Urlaub / Foto: Sprachenrat Saar
Hauptvortrag: „Future Imperfect: unreife Technologien im Sprachunterricht“

Ein Vergleich mit der Medizin verdeutlichte die Tragweite: Ärzte, die KI nutzen, hätten eine höhere Trefferquote bei der Diagnose seltener Tumore als der Mensch oder die KI allein. Seine Schlussfolgerung:

„Superintelligenz ist nicht eine Technologie, sondern das Zusammenspiel von Mensch und Technologie.“

Die globale Reichweite des Symposiums spiegelte sich auch in der Vielfalt der weiteren Vortragenden wider: Experten aus Jordanien, Großbritannien, Belgien, Nordmazedonien, der Türkei, Indien, Südkorea und Ägypten präsentierten ihre Forschungsergebnisse.

 

 

Prof. Dr. Karin Kleppin – Deutschland/Jordanien: Deutsch lernen und lehren – internationaler Vergleich

Prof. Dr. Falco Pfalzgraf – Großbritannien: Deutsch an englischen Universitäten im Wandel

Prof. Dr. Katja Lochtman – Belgien: Deutsch in Belgien – bald nur für weiße Raben?

Prof. Dr. Biljana Ivanovska & Prof. Dr. Gzim Xhaferri – Nordmazedonien: Lernmotivation in Nordmazedonien

Jun.-Prof. Dr. Stefan Rathert – Türkei: Lehrwerkforschung zu regionalen Schulbüchern

Dr. Christina Reissner & Dr. Volatiana Ratsimba – Deutschland/Madagaskar: Deutschlernen in Madagaskar

Prof. Dr. Susanne Rott – USA: KI-gestütztes Lernen im DaF-Unterricht

Jun.-Prof. Dr. Payal Kumari – Indien: KI-gestütztes Schreiben im DaF-Unterricht

Prof. Dr. Yun-Young Choi – Korea: Interkulturell ausgerichtete literarische Übersetzung

Prof. Dr. Dina Aboul Fotouh Salama – Ägypten: Deutsch-Studien im Kontext globaler Bildungsstrategien

Prof. Dr. Susanne Rott (USA) zeigte, wie KI-gestützte Lernprozesse gezielt beim Wortschatzerwerb eingesetzt werden und didaktische Herausforderungen im DaF-Unterricht mindern können.

Prof. Dr. Falco Pfalzgraf (Großbritannien) beschrieb den Rückzug des Deutschen in England, nicht zuletzt infolge des Brexit, und forderte eine Neuausrichtung der Germanistik auf praxisnahe Formate wie Languages for Business

In anderen Regionen steht dagegen die pragmatische Motivation der Lernenden im Vordergrund: Prof. Dr. Biljana Ivanovska & Prof. Dr. Gzim Xhaferri (Nordmazedonien) sowie Dr. Christina Reisner (Saarbrücken) & Dr. Volatiana Ratsimba (Antananarivo, Madagaskar) betonten, dass die Erlernung des Deutschen in Madagaskar vor allem als Weg zur Migration und zu besseren Lebensbedingungen gesehen wird. In Madagaskar führte dies zu einem starken Anstieg der Goethe-Zertifikatsprüfungen. 

Prof. Dr. Karin Kleppin (Jordanien) stellte das Erfolgsmodell der German Jordanian University vor, die lokale Lehrkräfte nach eigenen Standards ausbildet.

Auch die Qualität von Lehrmaterialien und Methoden wurde kritisch beleuchtet. Jun.-Prof. Dr. Stefan Rathert (Türkei) monierte den Mangel an fachdidaktischer Innovation und die Tabuisierung gesellschaftlicher Themen in regionalen DaF-Schulbüchern. Prof. Dr. Katja Lochtmann (Belgien) empfahl dagegen aufgabenorientierte Rollenspiele zur Reduktion von Sprechangst.

Beiträge aus Asien und Ägypten unterstrichen den Wert geisteswissenschaftlicher Kompetenzen im digitalen Zeitalter. Jun.-Prof. Dr. Payal Kumari (Indien) warnte vor einem Verlust akademischer Selbständigkeit durch KI-Nutzung. Prof. Dr. Yun-Young Choi (Südkorea) präsentierte ein bilaterales Seminar zur Förderung interkultureller Kompetenz durch literarische Übersetzung. Prof. Dr. Dina Aboul Fotouh Salama (Ägypten) hob hervor, dass Literatur Empathie und kritisches Denken schult – Fähigkeiten, die KI nicht ersetzen kann.

Die abschließende offene Diskussion diente dem intensiven fachlichen und persönlichen Austausch. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob der Begriff Fremdsprache noch zeitgemäß ist und wie eine neue Terminologie dem veränderten Verständnis von Sprache und Kultur besser gerecht werden könnte.

Fazit: Saarbrücken als Impulsgeber

Das Symposium unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Tinnefeld positionierte Saarbrücken erneut als zentralen Knotenpunkt für den internationalen Austausch zum Deutschlernen. Er betonte:

„Das Symposium möge ein Ort des Austauschs, der Inspiration und des entstehenden Wissens sein – ein Impuls, der über die Konferenz hinaus in die globale Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden wirkt.“

Foto: Sprachenrat Saar

Weitere Informationen zum Symposium, einschließlich des vollständigen Programms und der Beiträge der internationalen Referentinnen und Referenten, sind auf der offiziellen Webseite des  Symposiums abrufbar:

Die Veranstaltung wurde vollständig aufgezeichnet. Die Videoaufzeichnung des Symposiums steht auf dem offiziellen YouTube-Kanal des Sprachenrats Saar zur Verfügung.

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