Der Vorsitzende des Sprachenrats Saar, Prof. Dr. Thomas Tinnefeld, nahm vom 22. bis 24. März 2023 am diesjährigen Symposium der European Civil Society Platform for Multilingualism an der Universität Straßburg teil, das die soziale Rolle des tertiären Bildungssektors zum Thema hatte. Konkret ging es darum, das Bewusstsein der Gesellschaft im Hinblick auf die Rolle der Mehrsprachigkeit im Bildungsbereich – konkret an Hochschulen und Universitäten – zu erhöhen und entsprechende politische Schritte anzustoßen. Auf diesem Symposium lenkte Herr Professor Tinnefeld seinerseits die Aufmerksamkeit der Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die ihrerseits nicht selten namhafte, international und in manchen Fällen sogar weltweit ausgerichtete Institutionen vertreten, auf den Sprachenrat Saar.
Das ECSPM-Symposium dieses Jahres war eine Fortsetzung der Arbeit der ECSPM im Bereich der forschungsbasierten politischen Empfehlungen und wissenschaftlichen Untersuchungen. Deren Ziel ist es, die Rolle europäischer Hochschulen bei der Förderung von Mehrsprachigkeit und Plurilingualismus zu stärken und damit für sprachliche Gerechtigkeit und integrativere Lernumgebungen zu sorgen. Diese Anliegen sind vor dem Hintergrund der Herausforderungen, denen sich Europa und der Rest der Welt derzeit gegenüber sehen, von besonderer Bedeutung.
Das Symposium war von (hochschul)politischer Seite hochrangig besetzt: Die isländische Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir betonte in ihrer Video-Grußbotschaft die Bedeutung der an der Hochschule praktizierten Mehrsprachigkeit für die Demokratie. Der Vorsitzende der Bildungsabteilung im Europarat Villano Qiriazi hob die Bedeutung der Bildung für die demokratische bürgerliche Gesellschaft hervor. Der Präsident der Universität Straßburg, Herr Prof. Dr. Michel Deneken, verband in seiner auf Französisch, Englisch, Deutsch und Elsässisch gehaltenen Grußrede die institutionelle Mehrsprachigkeit der Hochschule mit biographischen Aspekten und betonte die bedeutende Rolle der Beherrschung mehrerer Sprachen sowohl für die Gesellschaft als auch für die spätere Karriere der Studierenden. Die Gastgeberin der Tagung, Frau Prof. Dr. Irini Tsamadou-Jacoberger, hob ebenfalls die Bedeutung der Mehrsprachigkeit für die Hochschule und die Studierenden hervor. Die Präsidentin der ECSPM, Frau Prof. Dr. Bessie Dendrinos, führte in das Thema des diesjährigen Symposiums ein und stellte das akademische Profil der ECSPM heraus.
Die Vision des ECSPM-Symposiums 2023 bezieht sich auf das Potenzial von Hochschulen, zur menschlichen und sozialen Entwicklung in demokratischen Gesellschaften beizutragen. Durch eine stärkere Integration und die Achtung der sprachlich-kulturellen Vielfalt, Mehrsprachigkeit und des Plurilingualismus kann ein Beitrag dazu geleistet werden. Das Symposium wird weltweit von seinen zahlreichen Mitglieds-Institutionen unterstützt.
Das diesjährige ECSPM-Symposium war und ist in seiner Außenwirkung ein wichtiger Schritt zur Förderung von sprachlicher Vielfalt und Plurilingualismus in Europa und darüber hinaus. Es bot eine Plattform für Experten, um Ideen und Forschungsergebnisse auszutauschen und politische Empfehlungen zu formulieren und um sicherzustellen, dass Hochschulen eine wichtige Rolle bei der Förderung von sprachlicher Gerechtigkeit und integrativere Lernumgebungen spielen können.
Insgesamt wurde die Thematik des Symposiums in 16 Vorträgen, zwei Podiumsdiskussionen und einem runden Tisch vertieft.
Der erste Tag des Symposiums befasste sich unter anderem mit der Frage, ob die Förderung von Mehrsprachigkeit in der Hochschulbildung die Kreativität der Lernenden steigern kann, und mit der Vision, bis 2030 Universitäten „ohne Grenzen“ zu schaffen.
Am zweiten Tag wurde die Diskussion auf die ethischen und gesellschaftlichen Aspekte der Mehrsprachigkeit in der Hochschulbildung erweitert. Die Veranstaltung schloss mit einem von Frau Prof. Dr. Irini Tsamadou-Jacoberger von der Universität Straßburg moderierten Runden Tisch ab. Dabei diskutierten Prof. Dr. Waldemar Martyniuk (ALTE/Jagiellonian University), Prof. Dr. Andrea Young (University Straßburg), Prof. Dr. Terry Lamb (University of Westminster) und Prof. Dr. Thomas Tinnefeld (Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes) über die Ergebnisse des Symposiums sowie über zukünftige, im Rahmen der Aktivitäten der ECSPM ins Auge zu fassende Schritte.
Insgesamt war das Symposium von erheblicher Relevanz für die weitere Verbesserung der Verständigung zwischen den verschiedenen Sprachgemeinschaften Europas und einer effektiveren Nutzung von Mehrsprachigkeit in der Hochschulbildung. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen waren sich darüber einig, dass dies ein wichtiger Schritt zur Förderung von sozialer Inklusion und Gerechtigkeit sei und dass die Universitäten mehr noch als bisher eine wichtige Rolle bei der Förderung von Mehrsprachigkeit und der Entwicklung einer multikulturellen Gesellschaft spielen.
Die Arbeit der ECSPM verdeutlicht, wie auch dieses Symposium zeigt, die erhebliche inhaltliche Schnittmenge, die zwischen dieser Platform und dem Sprachenrat Saar besteht. Prof. Tinnefeld wird daher darauf hinwirken, die Verbindung des Sprachenrats Saar mit der ECSPM auszubauen und weiter zu stärken.