Internationales französisches Symposium in Saarbrücken: Erkundung sprachlicher und kultureller Grenzen

Saarbrücken 12.-13. November 2024

Das Internationale Symposium Frontières linguistiques, frontières culturelles ? Explorations récentes des interactions multidimensionnelles, das am 12. und 13. November 2024 in Saarbrücken stattfand und vollständig auf Französisch abgehalten wurde, brachte Fachleute und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen zusammen, um die komplexen Beziehungen zwischen Sprache und Kultur zu untersuchen. Organisiert vom Sprachenrat Saar in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik und Saarland, zog die Veranstaltung sowohl vor Ort als auch online etwa 120 Teilnehmer an. Das hybride Format ermöglichte eine breite Teilnahme und sicherte gleichzeitig einen hohen Grad an Interaktivität. Das Symposium unterstrich das Engagement des Saarlandes, im Rahmen der Frankreichstrategie mit Blick auf die Stärkung der transnationalen kulturellen und akademischen Beziehungen die deutsch-französische Zusammenarbeit im Bereich der Sprach- und Kulturwissenschaften zu fördern.

Unterstützt vom Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes wurde die Veranstaltung gemeinsam von Prof. Dr. Thomas Tinnefeld, dem Vorsitzenden des Sprachrats Saar und dem Wissenschaftlichen Leiter der Internationalen Saarbrücker Fremdsprachentagungen, organisiert. Das Symposium, das zugleich die französische Sektion der 7. Saarbrücker Fremdsprachentagung darstellt, unterstrich nicht zuletzt die Rolle Saarbrückens als ein Zentrum für grenzüberschreitende Kooperation und sprachliche Innovation in Europa. Es gab Video-Grußworte von der Ministerin für Bildung und Kultur des Saarlandes, Frau Christine Streichert-Clivot, und der Präsidentin der Deutsch-Französischen Hochschule und der Universität Trier, Frau Prof. Dr. Eva Martha Eckkrammer. Außerdem verstärkte Staatssekretär David Lindemann, Leiter der Staatskanzlei des Saarlandes und Beauftragter des Saarlandes für Europäische Angelegenheiten, das Engagement der Region für die Förderung von Mehrsprachigkeit und interkulturellem Dialog. In einem weiteren Video-Grußwort sprach der Gründer des Sprachenrats Saar, der fast 94-jährige Romanist und Sprachlehrforscher Prof. Dr. Albert Raasch (Universität des Saarlandes) zu den Teilnehmern und hob dabei nicht zuletzt die historische und grenzüberschreitende Dimension dieser Institution hervor. 

Schlüsselthemen und Erkenntnisse

Das Symposium bot ein abwechslungsreiches Programm aus wissenschaftlichen Vorträgen, Diskussionsrunden und kulturellen Aktivitäten. Die Themen reichten von der Dynamik der sprachlichen Vielfalt in Grenzregionen bis hin zu den Auswirkungen von Sprachpolitik auf kulturelle Identitäten und den Herausforderungen der Mehrsprachigkeit in einer globalisierten Welt.

Tag 1: Sprach- und Kulturgrenzen überbrücken
Eröffnungsreden und (inter)kulturelle Einblicke

Der erste Tag begann mit der offiziellen Eröffnung durch Prof. Dr. Thomas Tinnefeld, dem Vorsitzenden des Sprachrats Saar, gefolgt von den oben genannten Videobotschaften. In seiner Eröffnungsrede betonte er die Bedeutung des Dialogs über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg. 

Die von Thomas Tinnefeld moderierten Vormittagssitzungen begannen mit dem Vortrag von Prof. Dr. Véronique Lemoine-Bresson (Université de Lorraine, Frankreich) zum Thema L’interculturel en tant que continuum pour mieux comprendre le processus d’élaboration des frontières culturelles, der die sich entwickelnde Natur kultureller Grenzen thematisierte. Es folgte Prof. Dr. Esa Hartmann (Université de Strasbourg, Frankreich), die in ihrem Online-Vortrag Voyager entre les langues et les cultures au sein d’un album de jeunesse franco-allemand darlegte, wie zweisprachige Kinderliteratur interkulturelles Verständnis fördern kann.

Am Nachmittag begannen die Sitzungen mit der oben erwähnten Eröffnungsansprache von David Lindemann, dem Leiter der Staatskanzlei des Saarlandes, und derjenigen von Prof. Dr. Thomas Bousonville, dem Vizepräsidenten für Studium, Lehre, Internationalisierung und Nachhaltigkeit an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes. Moderiert von Thomas Tinnefeld, präsentierte Prof. Dr. Meike Wernicke (University of British Columbia, Kanada) ihre Reflektionen zum Thema Les réalités multilingues dans l’enseignement du français au Canada : comment surmonter les idéologies coloniales du monolinguisme, die die Dekolonialisierung des Französischunterrichts behandelte. Anschließend sprach Prof. Dr. Jérémie Séror (University of Ottawa, Kanada) über das Thema Naviguer entre langues, cultures et technologies : les nouvelles frontières des plurilittératies numériques, und setzte sich kritisch mit den heutzutage unerlässlichen digitalen Kompetenzen in mehrsprachigen Kontexten auseinander.

Nach einer Kaffeepause gingen die Vorträge, moderiert von Dr. Christina Reissner (Universität des Saarlandes), der stellvertretenden Vorsitzenden des Sprachenrats Saar, mit demjenigen von Frau Prof. Dr. Martine Derivry-Plard (Université de Bordeaux, Frankreich) zum Thema Pratiques de télécollaborations interculturelles : enjeux curriculaires et démocratiques und und dem Vortrag eines Teams der Goethe-Universität Frankfurt – Prof. Dr. Roland Ißler, Dr. Johanna Lea Korell und Maximilian Irion, wobei Letzterer vortrug– zum Thema Enseigner les langues romanes à l’aide de l’intelligence artificielle : développement et utilisation de modules numériques pour la formation continue des enseignants de français weiter. Der Tag endete mit einer von Christina Reissner moderierten Podiumsdiskussion, an der Prof. Dr. Norbert Gutenberg (Universität des Saarlandes), Prof. Dr. Philipp Krämer (VUB Brüssel, Belgien), Dr. Klaus Meier (Handwerkskammer Saarland), Frau Morgane Brette (Institut für Französische Studien – IEF Saarbrücken) und Frau Dr. Joëlle Hecker (Institut Français Stuttgart) teilnahmen.


Das akademische Programm wurde durch eine Führung durch das Historische Museum des Saarlandes ergänzt. Diese Führung vertiefte das Verständnis der Teilnehmer für das sprachliche und kulturelle Erbe der Region und stellte einen greifbaren Bezug zu den Themen des Symposiums her. 

Tag 2: Theorie und Praxis vereinen
Sprachliche Vielfalt als Chance

Der zweite Tag verlagerte den Fokus von theoretischen Konzepten auf praktische Anwendungen. Er begann mit einer Kaffeepause, gefolgt von Sitzungen, die von Christina Reissner moderiert wurden. Prof. Dr. Patrick Donovan (Concordia University, Kanada) behandelte die sprachlichen und kulturellen Veränderungen in Québec in seinem Vortrag Les frontières de la charité : évolution des frontières linguistiques et culturelles de la ville de Québec, de 1759 à aujourd’hui, während Frau Prof. Dr. Sabine Ehrhart (Université du Luxembourg, Luxemburg) in ihrem Vortrag La diversité linguistique des zones frontalières : obstacle ou chance ? auf die Mehrsprachigkeit in Grenzregionen einging.
Am Nachmittag trugen zunächst Prof. Dr. Philipp Krämer (VUB Brüssel, Belgien) zum Thema Des routes et des fleuves : frontières et fluidités linguistiques entre le français et le néerlandais und dann Frau Prof. Dr. Fanny Forsberg Lundell (Universität Stockholm, Schweden) zum Thema La langue est la clé à la culture…ou bien ? Idéologies linguistiques et acquisition de la langue seconde parmi les Suédois en France et les Français en Suède vor. Nach einer weiteren Kaffeepause hielt Prof. Dr. Marcelo Tano (Université de Lorraine, Frankreich) seinen Vortrag zum Thema L’offre de formations en langues dans l’enseignement supérieur français : d’un pragmatisme simplificateur vers une politique linguistique d’ouverture, in dem er sich für eine inklusive Sprachpolitik im französischen Hochschulbereich aussprach.
Das Symposium endete mit einer abschließenden, von Thomas Tinnefeld moderierten Podiumsdiskussion, bei der Frau Prof. Dr. Claudia Polzin-Haumann (Universität des Saarlandes), Frau Prof. Dr. Meike Wernicke (University of British Columbia, Kanada) und Frau Prof. Dr. Sybille Neumann (Hochschule für Technik und Wirtschaft) das Thema des Symposiums vor dem Hintergrund von Wissenschaft und Internationalität erörterten.

Hybrid-Format und Teilnehmerfeedback

Das hybride Format ermöglichte eine ortsunabhängige, inklusive Teilnahme und zog weltweit Wissenschaftler an. Das reibungslose Zusammenspiel der Vor-Ort- und Online-Komponenten erhielt positive Rückmeldungen von den Teilnehmern, die die Zugänglichkeit und Organisation der Veranstaltung lobten. Das Symposium wurde von Ihnen als eine Gelegenheit hervorgehoben, interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern und innovative Perspektiven zu entwickeln.

Ausblick und Zugriff auf Aufzeichnungen

Das Symposium schuf eine Plattform für intensive Gespräche über das Zusammenspiel von Sprache und Kultur. Es bot interessante Einblicke in aktuelle Fragen der Forschung und Praxis und hat damit nicht zuletzt eine Grundlage für zukünftige Initiativen zur Förderung des Dialogs und der Zusammenarbeit in diesem Bereich geschaffen.

Die Aufzeichnungen der Vorträge sowie weitere Ressourcen sind auf der Website des Symposiums zugänglich.

Fotogalerie: https://sites.google.com/view/7scflt-7sft-symposium-francais/galerie-photos

Aufzeichnung vom 12. November 2024: https://youtu.be/f7EHpnr2xYo

Aufzeichnung vom 13. November 2024: https://youtu.be/e2ir4UJIH6A